Tea Time oder Was man bei einer einfachen Tasse Tee alles falsch machen kann

Thursday, 9th April 2009

Die Engländer und ihr Tee sind ein Kapitel für sich.

Ich bin selbst Teetrinker, was in Deutschland ja nicht gerade üblich ist, wenn man in einem Büro arbeitet.
Als ich zu Cactus kam, stellte ich jedoch schnell fest, dass hier so gut wie jeder Tee trinkt. „Klasse“, dachte ich mir, „hier passt du hin! Endlich mal Menschen, die dich verstehen können, wenn Du lieber Tee statt Kaffee trinken möchtest.“ Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass die Engländer schon fast eine eigene Wissenschaft um ‚ihren’ Tee entwickelt haben.

An meinem zweiten Tag im Büro entschloss ich mich also dazu, das Wagnis einzugehen und dieses heilige Getränk nun auch endlich einmal zu probieren – ich war maßlos enttäuscht!

Zu Hause trinke ich meinen Tee ohne Zucker und erst recht nicht mit Milch! In England allerdings wird man schief angeguckt, wenn man diese Wünsche bezüglich einer Tasse Tee äußert. „You don’t want ANY milk or sugar???“ Hätte ich doch besser mal auf meine Kollegen gehört, denn ohne Milch und Zucker kann man den Tee auch gleich wieder wegschütten. Daraufhin habe ich mir sagen lassen, dass der englische Tee dafür gemacht sei, ihn mit Milch zu trinken, Zucker kann, muss aber nicht unbedingt. Die nächste Tasse war dementsprechend auch um 100% erträglicher. Wirklich gut schmeckte er mir aber immer noch nicht.

Was man außerdem unbedingt wissen sollte, ist, dass man sich niemals nur sich selbst eine Tasse Tee macht. Man sollte besser vorher nachfragen, ob noch jemand einen Tee möchte, denn wie ein altes englisches Sprichwort besagt: „There’s no ‚I’ in tea.“
Wenn man nichtsahnend aus der Küche kommt, eine Tasse Tee in der Hand, wird man verständnislos angeguckt – „Du hast dir einen Tee gemacht und noch nicht einmal gefragt, ob noch jemand einen möchte?“ Beim nächsten Mal dann…

Es kam also der Tag, an dem ich an der Reihe war, für alle Tee zu machen. Ein Kollege hat mir daraufhin erzählt, dass es mal eine Art Pinnwand gab, wo es für jeden Mitarbeiter einen Zettel mit seinem Namen drauf gab und wie er seinen Tee am liebsten trinkt. Denn es ist nicht einfach nur Tee! Für den einen wird der Teebeutel mit kochendem Wasser übergossen, einmal umgerührt und dann herausgenommen, andere mögen ihren Tee lieber etwas stärker. Der eine mag nur einen halben Löffel Zucker der andere zwei. Für wieder andere ist die endgültige Farbe des Tees, inklusive Milch, entscheidend „Bitte eine Nuance dunkler als die Farbe, die das Holz meines Schreibtisches hat.“ So, stand ich also in der Küche und machte Tee für meine Kollegen. Ich weiß bis heute nicht, ob er ihnen geschmeckt hat oder nicht.

In der ganzen Zeit, die ich jetzt hier bin, habe ich für mich noch nicht die richtige Mischung herausfinden können. Mal ist der Beutel zu lange drin, mal nehme ich zu viel Milch. Und eigentlich trinke ich sowieso viel lieber grünen als schwarzen Tee. Wie dem auch sei. Es ist auf jeden Fall interessant zu sehen, was man bei einer an sich so einfachen Tasse Tee alles falsch machen kann…

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