Sollte Umgangssprache Bestandteil des Englischunterrichts sein?

Thursday, 9th April 2009

In den meisten Sprachkursen lernt man eine Sprache, wie sie im Alltag vom Muttersprachlern eher nicht zu hören ist: grammatikalisch korrekt und das Vokabular ist eher formell. Ganz selten fällt mal ein umgangssprachliches Wort. Kaum ein Lehrer wagt den Schritt in die wundervolle Welt des Alltagsjargons.

Wenn man sich irgendwann dazu bereitfühlt, den Kontakt zu Muttersprachlern zu wagen, stellt man schnell fest, dass ihre Art zu sprechen so gut wie gar nichts mit der Sprache zu tun hat, die wir uns mit großer Mühe und mit Hilfe von wirklich guten Lehrbüchern beigebracht haben. Wenn man in solch einer Situation nicht direkt als Ausländer erkannt werden möchte, ist es durchaus sinnvoll sich zumindest ein paar umgangssprachliche Wörter anzueignen.

Es gibt viele verschiedene Varietäten innerhalb einer Sprache. So gut wie jeder kann seine Sprache automatisch der Situation und dem Gesprächspartner anpassen. Es ist ganz klar, dass man bei einem Vortrag vor Akademikern anders spricht als beim gemütlichen Grillen im Garten bei Freunden. Wenn man also nur die Sprache aus den Lehrbüchern lernt, ist man kaum auf die unterschiedlichen Situationen, die man den ganzen Tag über erlebt und die man in seiner eigenen Sprache auch automatisch richtig einordnen kann, vorbereitet. Die erlernte Sprache könnte also in der einen Situation zu formell klingen, in einer anderen dagegen eher zu salopp. Aus diesem Grund ist es wichtig, die verschiedenen Sprachstile und -ebenen erkennen zu können, wenn man die Fremdsprache annähernd so gut wie seine Muttersprache beherrschen möchte.

Ein ganz massives Problem ist jedoch, dass der Alltagsjargon kein striktes System ist. Das bedeutet, dass sich diese Varietät der Sprache einem ständigen Änderungsprozess unterzieht. Wörter, die vor kurzem noch modern waren, werden plötzlich altmodisch oder bekommen sogar eine ganz andere Bedeutung und andauernd werden neue Wörter dazu erfunden. Andere Wörter hingegen werden schon so lange benutzt, dass sie bereits zu einem festen Bestandteil der Varietät geworden sind. Eben diese Wörter sollte man lernen.

Ein anderes Problem ist, dass manche Lehrer ihren Schülern partout keine Umgangssprache beibringen wollen, da sie der Meinug sind, dass ein Sprachschüler die Fremdsprache so korrekt wie möglich lernen soll. Diese Einstellung ist übrigens ziemlich weit verbreitet und lässt ich offensichtlich nicht damit vereinbaren die Alltagssprache im Unterricht zu vertiefen. Das ist ein Grund dafür, warum Schüler aus Skandinavien, Holland oder Deutschland oft ein „besseres“ Englisch lernen, als es ein Muttersprachler jemals verwenden würde. Die Nicht-Muttersprachler bekommen durch ihren Unterricht einen direkten Zugang zu der formellen Sprachebene, wohingegen ein Muttersprachler wesentlich vertrauter mit der Umgangssprache ist und, je nach dem aus welcher sozialen Schicht er stammt, Schwierigkeiten haben könnte, sich auf formeller Ebene adequat auszudrücken.

Es gibt viele Bücher mit deren Hilfe man Umgangssprache lernen kann. Der Titel enthält meist die Worte „urban“ oder „street“. Allerdings enthalten sie oft Wörter, die schon lange nicht mehr in Gebrauch sind. Außerdem helfen einem diese Bücher wenig, wenn es darum geht, in welcher Situation es angebracht ist, Umgangssprache zu sprechen, oder vielleicht noch entscheidender, wann es absolut unangebracht ist. Diese Dinge lernt man nur im direkten Kontakt zu Muttersprachlern, durch Zuhören und selbst Ausprobieren.

Wenn man eine Sprache nahezu perfekt beherrschen möchte, ist es zwingend notwendig, die unterschiedlichen Sprachebenen zu erkennen und richtig einzuordnen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Sprache sind gewisse Laute, die man in bestimmten Situationen äußert, wie zum Beispiel „um“, „er“ oder „well“, wenn man nicht weiß, was man sagen soll oder „mmm“ und „yum yum“, wenn man zeigen möchte, wie sehr man etwas zu schätzen weiß. Diese Laute gehören zwar nicht zwingend zur Umgangssprache, sie helfen einem aber dabei, so „echt“ wie möglich zu klingen.

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